Gelähmte Ratten lernen wieder laufen

    • Offizieller Beitrag

    Mit einem Chemikalienmix und elektrischer Stimulation brachten Schweizer Neurowissenschaftler Nagern mit gelähmten Hinterbeinen das Gehen bei. Demnächst soll das Verfahren auch bei Menschen getestet werden.


    So groß der Fortschritt der Medizin in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war: Bei der Therapie von Menschen mit Querschnittslähmung stehen die Forscher an. Hoffnungen setzen sie allenfalls auf die Behandlung mit embryonalen Stammzellen, die in das verletzte Nervengewebe eingebracht werden. Im Tierversuch kam es dadurch zu Verbesserungen, eine Studie bei 20 Personen läuft seit Ende 2010.


    Einen neuen Ansatz, der Hoffnung macht, stellt nun ein Forscherteam rund um Grégoire Courtine vor, der an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) eine eigene, der Rehabilitation von Rückenmarksverletzungen gewidmete Professur innehat. Das Prinzip, auf das Courtine setzt, heißt Neuroplasitizität - das heißt, man will sich die Veränderbarkeit von Nervenmaterial zunutze machen.


    "Schlafende" Nervenzellen wecken


    Das Neurorehabilitationsverfahren beruht vor allem auf einer Stimulierung der "schlafenden" Nervenzellen im Rückenmark. Wird das Rückenmark schwer verletzt oder vollständig durchtrennt, erhalten die Nervenzellen unterhalb der verletzten Region keine Informationen mehr aus dem Gehirn.


    Die Wissenschafter weckten die schlafenden Zellen nun gewissermaßen wieder auf - und zwar mit einem Chemikalienmix, der die Nervenzellen ähnlich wie normalerweise die Botenstoffe des Gehirns anregt. Darüber hinaus wurden die Nervenfasern elektrisch stimuliert. Nach zwei bis drei Wochen Training machten die Ratten ihre ersten selbstständigen Schritte. Schon bald legten sie eine Strecke von 21 Metern in drei Minuten zurück, schreiben die Forscher um Courtine, der angesichts des Therapieerfolgs euphorisch vom "Weltpokal der Neurorehabilitation" spricht.


    Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Ansatz sich auch auf menschliche Patienten mit Querschnittslähmungen übertragen lasse - auch wenn die Nervenfasern bei Tier und Mensch anders verlaufen. Courtine zeigt sich optimistisch, dass man in ein bis zwei Jahren an der Balgrist Uniklinik in Zürich, mit einer entsprechenden Phase-zwei-Studie beginnen kann.


    Quelle: www.derstandard.at

    LG. Michael


    ;) Dem Weisen ist die Ruhe heilig, nur Verrückte haben's eilig.